Es gibt kaum ein Trikot, das so widersprüchliche Gefühle auslöst wie das weisse Frankreich‑Shirt mit der Nummer 10 aus dem WM‑Final 2006. In genau diesem Trikot erzielte Zinédine Zidane im Olympiastadion von Berlin per frechem Panenka‑Penalty das 1:0 gegen Italien – und in genau demselben Shirt beendete er seine Karriere mit einem Kopfstoss gegen Marco Materazzi, der um die Welt ging. Für ein Vintage Football Café ist diese Story spannend, weil sie zeigt, wie ein Trikot gleichzeitig für Genialität und Absturz stehen kann.
Am 9. Juli 2006 steht Frankreich zum zweiten Mal nach 1998 in einem WM‑Final. Zidane hat bereits angekündigt, nach dem Turnier seine Karriere zu beenden. Das weisse Auswärtstrikot der Équipe Tricolore – mit roten und blauen Bögen über der Brust, dem goldenen WM‑Patch am Arm und dem stilisierten Hahn über dem Herzen – wirkt wie eine festliche Rüstung für seinen Abschied. In der 7. Minute verwandelt er einen Elfmeter lässig per Lupfer an die Unterkante der Latte, über Gianluigi Buffon hinweg. Das Bild, wie er sich danach zurückzieht, ist schon allein Trikot‑Geschichte.
Italien gleicht durch Materazzi aus, das Spiel bleibt intensiv, aber kein Team findet in der regulären Spielzeit den Siegtreffer. In der Verlängerung hat Zidane nochmals die grosse Szene, als er per Kopf aufs Tor zielt und Buffon zu einer Glanzparade zwingt. Noch sieht alles danach aus, als könnte der 34‑Jährige im weissen Zehner‑Trikot seine Laufbahn mit einem zweiten WM‑Titel krönen.
Dann die 110. Minute. Der Ball ist weit weg, Zidane und Materazzi traben Richtung Mittellinie. Der Italiener zieht kurz am Trikot, es fallen Worte. Was genau gesagt wurde, ist bis heute Stoff für Interviews und Legenden, doch Materazzi hat später bestätigt, dass er Zidane mit einem Spruch über dessen Schwester provozierte. Zidane bleibt stehen, dreht sich um, geht zwei Schritte auf ihn zu – und rammt ihm den Kopf wuchtig in die Brust. Materazzi fällt theatralisch zu Boden, das Stadion verstummt für einen Moment, Millionen vor den Bildschirmen glauben zuerst an eine Wiederholung.
Schiedsrichter Horacio Elizondo hat die Szene nicht direkt gesehen, doch der vierte Offizielle meldet sich über Funk. Nach kurzer Beratung zückt Elizondo die rote Karte. Zidane, noch immer im weissen Shirt mit der goldenen Nummer 10, läuft an der Trophäe vorbei und verschwindet im Kabinentrakt. Es ist sein letzter Schritt als Profi auf einer Fussballbühne. Italien gewinnt später im Penaltyschiessen 5:3 und holt den vierten WM‑Titel, doch die Bilder, die bleiben, sind die des Kopfstosses.
Gerade weil Zidane in diesem Trikot sowohl den Panenka‑Penalty als auch den Kopfstoss zeigte, ist es für Sammler heute extrem begehrt. Das weisse Frankreich‑Shirt von 2006 mit der „10“ steht für eine ganze Karriere: den eleganten Spielmacher, Weltmeister von 1998, Champions‑League‑Held von 2002 – und den Mann, der in seiner letzten Partie die Nerven verlor. Retro‑Shops und Auktionshäuser bieten 2006er‑Trikots mit Zidane‑Flock an, oft kombiniert mit Stickern oder Prints, die die berühmte Szene zeigen.
Im Kontext eines Vintage Football Cafés bietet dieses Trikot eine andere Art von Geschichte als Maradona 1986 oder Zidane 2002: keine reine Heldenstory, sondern eine Erzählung über Druck, Emotionen und die dünne Linie zwischen Legende und Skandal. Gäste erkennen das Shirt sofort, doch die Meinungen gehen auseinander: Manche verteidigen Zidane, andere verurteilen ihn, wieder andere sehen in der Szene eine tragische, fast filmreife Schlussnote einer grossen Karriere.